Portugal liegt um die Ecke

Neujahr erkunden wir die Stadt Salamanca bei Wind und etwas kühleren Temperaturen. Wir suchen ein wenig die Wärme. Aber die bleibt noch im Verborgenen. Wir bezeichnen dieses Wetter oft als froschig. Und das passt richtig gut zu diesem Ort. Ein Wahrzeichen der Stadt ist der Frosch – einst mahnendes Symbol der Professoren für eine lasterhafte Studentenschaft. Naja, Symbole hin oder her, hier wimmelt es nur so davon. Viel Geschichte, Architektur und Vermischung verschiedenster Kulturen, ein offensichtlich großzügiger Umgang mit unterschiedlichen Gesinnungen. Das passt doch gut zu einer Universitäts-Stadt – weltoffen zu sein.



Die Stadt liegt im Schlaf? Nein, alle Nippesläden sind geöffnet und ganz klar, die kleinen hübschen Bars und Cafés ebenso. Der Cortado schmeckt wie überall in Spanien einfach zu gut. Touristen gibt es jede Menge – auch heute, am ersten Tag des Jahres.

Wir erobern noch kurzerhand den neu angelegten, archäologischen Park und versorgen uns hier mit sattem Grün. Das Unkraut wächst hier prächtig, die Kulturpflanzen hingegen willenlos. Das kann ich nur zu gut verstehen, denn an so besondere Orte gehören besondere Anreize, Ideen und in diesem Falle Pflanzen. Dem nachhaltigen Mainstream entsprechen in Spanien selten Parks und Grünanlagen. Es erschüttert mich ein wenig, M. ermuntert mich zu handeln. Wir haben gute Ansätze, die wir gern teilen bzw. mitteilen möchten.

Es kostet mich einiges an Zeit, die heimische Vegetation etwas intensiver zu erkunden und die heutige Überlagerung durch die immens vielen, eingeführten Pflanzen zu verstehen. Denn auf der Iberischen Halbinsel kann man die heimische Pflanzenvielfalt suchen. Fast alles ist von fremdländischen Gewächsen vereinnahmt. Wir untersuchen überall, wo wir sind, die Vegetation, schauen auch etwas genauer hin, bis ich sicher bin, um welche Pflanzen es sich handelt. Ich möchte einfach verstehen, was hier passiert ist.
Und so werden wir auch immer wieder fündig. Die Faszination des Menschen für Unbekanntes scheint uralt und das Interesse daran ungebrochen. So landen immer wieder neue Arten aus fremden Ländern in unseren Gärten und später auch in die Natur. Diese scheinbar heimischen Arten sind oft aus fernen Ländern von Pflanzenjägern mitgebrachte Errungenschaften. Es ist auch kaum verwunderlich, dass wir seit Jahrhunderten und überall auf der Welt die heimische Flora und Fauna so sehr in die Knie gezwungen haben. Dabei hat jede Pflanze eine hochsensible Amplitude von Mitbewohnern und Symbionten. Das bedeutet, dass von einer Pflanze einfach viele, viele natürliche Prozesse abhängen – eingebettet in das jeweils vorhandene Biotop. Das ist die eigentliche Ursache unseres derzeitigen Artenverlustes.

Ein Besuch in einem heutigen Pflanzenmarkt zeigt die Schieflage: heimische Pflanzen wird man weder in Deutschland noch irgendwo im Hypermercado finden. Dabei ist es momentan unsere dringlichste Aufgabe, in jedem Garten wenigstens ein Drittel heimischer Pflanzen zu etablieren oder zu erhalten. Wir benötigen aus meiner Sicht keine klimaangepassten Pflanzen. Stattdessen müssen wir unsere heimische Flora zurückgewinnen und erhalten, da Tierwelt und Ökosystem sich über Jahrmillionen miteinander entwickelt haben. Das bedingt eine große Abhängigkeit voneinander. Das Artensterben wird durch die Auslöschung vieler Pflanzen und der damit einhergehenden Artenarmut forciert.

Einen wichtigen Beitrag, um hier aufzuklären und Angebote zu schaffen, bietet gegenwärtig die TausdenGärtenTausendArten, kurz TGTA (https://www.tausende-gaerten.de). Da ich überzeugt davon bin, dass nur im eigenen Handeln Veränderungen möglich werden, mögen diese Gedanken hier erlaubt sein.

Mit einer gut gefüllten Tasche voller Essen verlassen wir etwas durchgeschüttelt vom Wind die goldene Stadt in Spanien. Hier gibt es viel mehr zu entdecken: den schwarzen Teufel, der immer noch in seiner Gruft lebt, das Muschelhaus, die Krypta, der Frosch und die typische Lebendigkeit der Stadt. Die vielen Kirchen sind selbstredend, davon gibt es überall eine Menge und auch viel zu viel. Doch weder die schwarze Gruft des Teufels noch der lasterhafte Frosch laufen uns über den Weg. Aber der sakrale Reichtum, der wirft wieder viele Fragen auf.

Mit dem Wind zur Seite fahren wir gefühlt durch die Prärie – entzerrte Landschaft, kleine, baufällige Häuser, saloonartige Dörfer, viele Tankstellen – wir reiten gefühlt daran vorbei. Anstatt der Saloone im Cowboyfilm stehen hier die Tankstellen – wir reiten zum letzten Tankstopp vor der portugiesischen Grenze ein, statt eines Whiskys Cortado und anstelle des Pferdes, ein Bulli. Manchmal entstehen so versinnbildlicht parallele Welten.

Gegen Abend erreichen wir ganz unspektakulär das gelobte Land. Von einer portugiesischen Grenze kann man nicht sprechen, denn die Landschaft kennt keine Grenzen. Die kleinen Landesstraßen wiederum haben längst die Grenzen vergessen. Und so sind wir plötzlich da. Angekommen, Ziel erreicht. Zumindest halbwegs und landesbezogen. Wir freuen uns, den langen Weg ohne weitere Komplikationen gut gemeistert zu haben. Spanien und Portugal sind hier so herrlich grün. Auch das bereitet uns große Freude. Eine Wohltat für unsere Augen. Die Olivenhaine ziehen sich landeinwärts, bergauf und bergab, nur unterbrochen von Steinen, Korkeichen, Hecken, mit Kühen und Schafen ausgestattet – ähnlich der klein strukturierten, irischen Landschaft. In Portugal beginnt zum windigen Wetter auch wieder Regen (das passt auch wunderbar zu Irland), typisches Winterwetter in dieser Region. Ein Schäfer treibt seine Milchschafe nach Hause. Endlich sieht man sie auf der Straße, denn Käse gibt es davon in Hülle, Fülle und leckersten Variationen. Schafe jedoch sieht man recht selten, Milchschafe noch weniger.

An einem Stausee finden wir einen gut geschützten Schlafplatz, hier lassen wir uns für eine Nacht nieder und genießen die absolute Ruhe im Freien. Wir sind irgendwo im Nirgendwo – in der Nähe von Sabugal. In Portugal gibt es eine Menge angestauter Seen, die für die Wasserverfügbarkeit des Landes von Bedeutung sind. Und auch Thermalquellen hat das Land einige anzubieten. Das wäre bei dem Wetter eine prima Sache, aber im Winter wiederum keine Option. Geschlossen. So schlafe ich ganz sanft durch das gleichmäßige Geräusch des Regens ein – Chopin. Regentropfen-Prélude.

Am frühen Morgen sind unsere Fenster vereist. Wer hätte das gedacht, der Himmel sternenklar und kalt. Nach einer verregneten Nacht schiebt sich die Sonne am Morgen ganz sanft über den See. Portugal bedeutet für mich Sonne, aber Kälte, Schnee und Eis? Also beschließe ich, den Weg durch die Berge zu nehmen. Schnee voraus. Sierra de Estrela. Mit einer Höhe von bis zu 1993 m ist es das höchste Gebirge auf dem Festland und tatsächlich das Skigebiet Portugals.

Drei schöne Orte stehen auf dem Plan, genannt Navi. Dazu braucht es immer ein wenig Vorbereitung. Während der Tee kocht, M. neues Wasser tankt, die Wollis (die zwei blinden Passagiere werden später vorgestellt) Eis aus den Haaren kratzen, lege ich die Route fest. Und: voilá, eine traumhafte Tour durch die Landschaft ist ausgetüftelt: Sorthella, Belmonte, Torre (Bergspitze). So ist die Theorie. In der Praxis erreicht man ca. 60% der ausgewählten Ziele durch plötzliche Routenänderungen, Wegesperrungen oder andere Umständen.


Wir sind so überwältigt von der Landschaft, dass diese Eindrücke erst einmal von uns verarbeitet werden müssen. Neben all den faszinierenden Panoramen, der einzigartigen Landschaft, den Steinformationen, dem allgegenwärtigen Wasser und dem Griff in die Wolken müssen wir sehr behutsam mit dem Bulli die Bergstraßen entlang hangeln und die kontrastreichen Serpentinen erobern.

Auch Belmonte lohnt einen Abstecher. Ein jüdischer Pilgerort? Sieht so aus. Auf jeden Fall gibt es in diesem kleinen Ort eine Synagoge und viele jüdische Touristen. Sehr spannend. Immer noch ist Mensch mit religiösen Themen beschäftigt. Wenn man allein die Stadt Salamanca mit ihren unendlich vielen Sakralbauten genauer betrachtet, glaubt man kaum noch an Religion. Dafür umso mehr an Macht und Aufteilung der Welt. Selbst in einem kleinen, portugiesischen Ort, wo es auch etliche Auseinandersetzungen gegeben haben muss, bleiben die Religionen in der Geschichte der Menschen hängen bzw. die Menschen in der Geschichte. Ach Mensch!
Mir fällt immer wieder der Turmbau zu Babel ein. Eine Geschichte, die ich als Kind sehr oft gelesen habe. Trotz der gegenläufigen Entwicklung, wir Menschen gehen ja momentan einen rasanten Weg der Globalisierung, entfernen wir uns immer mehr von unserem Ursprung. von dem, was uns erschaffen hat. Wir sprechen möglicherweise bald alle eine Sprache, aber das Wichtigste, die Sprache unseres Ursprungs, des Lebendigen, des Miteinanders und des Verstehens, die verlernen wir in gleicher Geschwindigkeit. Hier in Portugal wird uns bewusst, wie ursprünglich und wunderschön die Welt noch ist.

Die Pflanzenwelt in den Bergen ist faszinierend, zum Teil auch ganz schlicht. Langsam bewegen wir uns die fast 2000m hoch. Wir laufen, wo es möglich ist. Dabei ist es hier oben kalt, windig und voller Menschen. Viele Portugiesen, ein paar Schweizer und ein paar Touris aus aller Herren Länder sind mit uns unterwegs – bergauf, bergab oder auch bergwärts lang. Am Ende müssen alle wieder hinunter.

Skilifte und Schneepisten ohne Schnee. Die Schneekanonen wurden just gestartet. Schnee in Portugal – das stand so gar nicht auf meiner Liste. Also fahren wir runter ins Land der Küste entgegen – die Bremsen testend, den Motor quälend, aber sicher die Serpentinen hinunter.

Zum Abend landen wir mehr zufällig als gewollt in Avó. Das eigentliche Etappenziel war Monsanto. Das habe ich bei all der Schönheit in der Sierra Estrala verloren. Hungrig wird die Bordküche eröffnet und ein leckeres Mahl zubereitet.

Werbung

Kurz mal Spanien

Unsere Reise geht weiter, Burgos – Salamanca – Silvester? Wir fahren durch den Nordwesten Richtung Südwesten/ Region Kastilien und León. Eine schöne Ecke mit sehr viel Geschichte.

Heute ist es in Deutschland wärmer als hier in den Bergen. Der frühe Winter im Dezember wurde durch mildes Winterwetter abgelöst. Ich bin gespannt, wie sich zu Hause alles entwickelt hat. Das viele Grün, was den Frost gut überstanden hat, steht uns dann als frische Kost wieder zur Verfügung oder kommt der Winter noch mit großem Auftritt?. Wir haben so einiges aus dem Garten an Bord in unserer einfachen Kühlkiste. Die grüne Kiste hängt hinten am Auto gut gekühlt vom Fahrtwind. Ein Kühlschrank kommt für mich weder zu Hause noch im Auto in Frage. Ich habe keine Verwendung dafür und auch wenig Verständnis. Meine Vorliebe gilt den einfachen Dingen dieses Lebens. Da passt so ein aberwitziges Kühlsystem überhaupt nicht, nimmt im Bulli wichtigen Platz weg. Schließlich muss man auf 4m² so einiges bewerkstelligen. Was mir an Bord ganz wichtig ist, ist meine Teeküche und das kleine PortaPotti. Beides ist gut nachhaltig händelbar. Ein wenig suchen muss man schon, um Entsorgungsstationen zu finden. Aber der Weg ist das Ziel und dadurch alles wenig planbar.

Über den Pass zu fahren, enthüllt sich als traumhaft. Was für Bilder, wie viel Natur. Auch Wasser finden wir hier oben. Das nehmen wir: 60l hochwertiges Wasser im Tank. Freude und Dankbarkeit. Mitten im Ort, wo so viel Abwanderung stattfindet. Hier, wo die Grundbedürfnisse noch erfüllt werden: sauberes Wasser, saubere Luft, saubere Erde! Willkommen im Glück! Und niemand will es.

Jede kleine Errungenschaft unterwegs empfinden wir als kleines Abenteuer, selbst Wasser holen wird zu einem fühlbaren Erlebnis. Uns steht das gelungene Unterfangen als Freude im Gesicht, was ich sogleich mit einem leckeren Tee begießen möchte.

Burgos – eine große Satellitenstadt im Nichts: Autos, Einkaufszentren, Kommerz. Kontrastprogramm. Womöglich das einzige Einkaufsparadies im Hochplateau. Selbst Ikea sitzt mit einem Verkaufsbüro mittendrin. Das ist neu und ziemlich offensiv. Hier berät man die Kunden nur noch und liefert. Kein Kaufhaus, sondern Service. Moderne Strategien für eine postmoderne Stadt. Positiv auffallend ist ein richtig gut ausgebautes öffentliches Nahverkehrssystem mit Bus und Bahn. Immerhin! Und so treffe ich am letzten Tag des Jahres die Entscheidung: ein nächste Mal mit den Öffentlichen zu fahren. Ich liebe es, mit Bahn und Bus unterwegs zu sein. Es wird noch einmal mehr Verzicht auf Vieles. Kein Teestündchen an allen Orten dieser Welt. Oder vielleicht doch? Vor allem aber kaum Gepäck und noch mehr Mittendrin. Auto fahren hingegen macht unabhängig und sehr willkürlich. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, bringt eine große Zeit-Abhängigkeit mit sich. Die will vorher gut überlegt sein.

Valladolid ist die nächste Stadt auf unserer Reise. Wieder so eine Satellitenstadt mit Geschichte. M. bekommt hier seinen Cortado, das Auto frisches Öl. Beide sind happy, dann bin ich es auch.

Silvester in Spanien
Eigentlich fährt man an solchen Tagen an Hotspots wie Madrid oder Barcelona.
Nur liegen ausgerechnet diese zwei Ort nicht auf unserer Strecke. Im
Gegenzug zu M. bin ich wirklich gern an solchen Tagen unter Menschen. Also
können wir gut mit dem Kompromiss leben, in der schönen Stadt Salamanca zu
nächtigen und ein bisschen spanisch Neujahr mit zu erleben. Man weiß ja immer
erst im Nachhinein, ob es die richtige Entscheidung war.

Zum Abend erreichen wir die goldene Stadt, die so viel Geschichte zu bieten
hat. Wir sind ganz neugierig, aber auch fahrmüde. Auf dieser Reise ist der
Gedanke, der Weg ist das Ziel ein wenig zerrissen. Denn ein Ziel habe ich auf
jeden Fall: immer noch Portugal. Wohin in Portugal ist allerdings begrenzt
zweitrangig. Was solls. Wir sind also hier. In Salamanca. Ich habe während der
Fahrt durch die Hochebene ausreichend Zeit gehabt, mir die Stadt schön zu
lesen.


Wir fahren auf einen bei Camper bekannten Platz direkt am Fluss und wieder fast
unter der Brücke. Ein wenig fühlen wir uns wie Brückenkinder…
M. möchte den Standort für laute Böller nutzen, ich bin dagegen. Wir finden bestimmt eine
Lösung. Aber erst einmal gibt es jetzt ein ausgiebiges und köstliches
Silvestermenü: in Butter leicht angedünstetes Gemüse (in unserer niedlichen Minipfanne)
mit einem leckeren Salat (eigene Bohnen, Endivie, frischer Schafskäse, Apfel,
Topinambur, grüne und schwarze Oliven, Thunfisch und Gewürze). Und als
typisch spanische Beilage (und wenig nachhaltig) blaue Trauben.
Den Brauch in Spanien zu Silvester Trauben zu essen, fanden wir beide eine schöne
Bereicherung. Aber dazu später. Den Traubensaft, den wir in Belgien geschenkt
bekommen haben, gönnen wir uns als alkoholfreien Dessertwein.
Und als solches entpuppt er sich auch: hui ist das süß. Also schnell ein alkoholfreies
holländisches Bier dazu, spanisches Wasser (mit Zistrosentee) und schon haben
wir einen wundervollen Cocktail kreiert. Ganz bescheiden und doch mondän. Wir
haben Freude an dem, was wir hier werkeln. Und genießen ganz nebenbei die Ruhe,
angekommen zu sein. Irgendwo in Spanien.

Dabei ist die Stadt Salamanca eine Reise wert, wenn man schon einmal so tief in Spanien angekommen ist. Nach unserem Menü möchten wir die Stadt erkunden. Der Standort ist top, wir brauchen nur über die Brücke und sind mittendrin im alten Teil der historischen, königlichen Stadt. Wir sehen erst einmal nur Kirchen. Sie leuchten in der ganzen Stadt hervor und es sieht aus, als wenn sie alle miteinander verbunden sind oder eine willkürliche Einheit bilden. Die Gebäude sind aus wunderschönem, gelbem Sandstein gebaut zu einer Zeit, wo man wohl gut Geld generieren konnte. Wer auch immer die Zahlenden waren…

Die historische Uni, die die älteste Spaniens sein soll, erstreckt sich durch die Innenstadt in einer großzügigen Bauweise. Irgendwie erinnert mich all das hier an Jerusalem. Die massiven, gelben Steine, die wuchtigen Bauwerke, die Gassen mit den vielen Tavernen. Wirklich hübsch. Und so gar nicht typisch: fast alle Bars sind geschlossen. Aber davon sind wir ausgegangen, da in Valladolid schon in den Bars die Stühle hochgestellt wurden, kurz nachdem wir unseren Kaffee geschlürft haben.

Silvester also in Spanien. Hier ist erst einmal nix. Ich laufe immer gern den Menschen hinterher – ohne zu wissen, wo sie hinlaufen. Und das machen wir auch heute. Unvermittelt bleiben wir vor dem Plaza Mayor stehen: was für ein Anblick. Diesen beeindruckend schönen Platz mit seinem unergründlichen Mauern/ Häusern/ Läden hat der Alfonso der Stadt geschenkt. Weil die Bürger der Stadt so loyal waren in Bezug auf Erbfolgekriege. Wow. Das beeindruckt. Architektur und Geschichte. Ich bleibe unmittelbar davor stehen, weil die Energie ganz ungewohnt ist. Und so laufen wir in die nächsten Gassen: die Uni, das Muschelhaus, die Markthallen. Alles nebeneinander und miteinander verbunden. Einen weiteren Tag, Neujahr, habe ich mir dafür gewünscht.

Kurz nach 23.00 Uhr verlassen wir die Innenstadt, die Restaurants am Platz und in die in der Innenstadt sind voll mit Gästen. Silvesterbuffet. Da ist kein Platz für Touris, die einfach nur einen Wein oder einen Cortado trinken möchten. Außerdem wollen wir noch in Ruhe anstoßen. M. hat immer noch den wunderschönen Stoffbeutel unterm Arm mit all den Silvesterknallern und Feuerwerken, Reste aus alten Familienzeiten. An der Brücke hat er dann endlich die Möglichkeit. Ich bleibe bei meiner Stille. Es gibt ja genug andere Menschen, die zu Silvester Krach machen. Aber hier Spanien für deutsche Verhältnisse verhalten und ruhig.

Ein weiterer Brauch, den ich mir erlesen habe: Punkt 24.00 Uhr läuten die Glocken und mit jedem Glockenschlag isst man einen Weintraube, stellvertretend für die 12 Monate. Also begeben wir uns rechtzeitig auf die Brücke: nix. Stille. Wir warten. Prosit Neujahr und alle guten Wünsche dieser Welt. Auch die Camper unten sind weder zu sehen noch in Feierlaune. Komisch. Anstatt der erwarteten vielen Glockenschläge gehen die Lichter der vielen Kirchen einfach aus. Das war’s. Typisch spanisch gibt es um Minuten verzögert hier und da ein Feuerwerk. Eine holländische Camperfamilie gesellt sich zu uns auf die Brücke. Immerhin.

Ein Stück Frankreich

In Sezanne starten wir etwas zeitverzögert. So eine Reise benötigt viel Raum.

Wir erreichen Bordeaux bei Nacht und werden zu Brückenschläfern. Geparkt wird unkompliziert unter der höchsten Brücke der Stadt bzw. near by. Aber das geht schon in Ordnung. Ohne Licht nach einem passenden Schlafplatz zu suchen, ist stets stressig und unbefriedigend. Am nächsten Tag sieht man all die Möglichkeiten, die verfügbar gewesen wären. Und bei Tag schaut sich die Stadt auch richtig gut an. Es gibt einen schönen öffentlichen Garten, sogar mit einem historischen Botanischen Garten. Ganz nett hier und für uns schon richtig mediterran. Das Stadtviertel, in dem wir hier sind, gefällt uns sehr gut. Die regionalen Märkte finden an anderen Tagen statt. Etwas schade. Aber ein schöner Bioladen liegt hier mittendrin, den nehmen wir gern mit und fahren dann aufgeregt weiter zur größten Wanderdüne Europas. Dazwischen liegt die nette Stadt Arcachon. Die Sonne lacht uns ins Gesicht, tut  das gut. Hej Sonne, wir sind auch da.



Dune de Pilat, die Wanderdüne, ist wirklich sehenswert und ein beeindruckendes Naturschauspiel. Die Menschen pilgern dorthin, wir sind also auf keinen Fall alleine hier. Auf dem Weg hierher fahren wir durch kilometerlange Küstenwälder, die viel Feuer gesehen haben, vermutlich 2022. Die Campingplätze, die darin eingebettet waren, wurden komplett zerstört. Sie liegen wie mahnende Denkorte am Wegesrand. Wie leicht Feuer durch Unvernunft entsteht, wissen wir alle. Inzwischen nehmen Haus- und Waldbrände jährlich zu. Oftmals sind diese willkürlich ausgelöst, zur Verantwortung wird kaum jemanden gebeten, die Ausmaße oftmals sehr dramatisch.


Biarritz – da wollen wir hin? Einen Abstecher wagen wir zumindest, denn Monaco stand ja auch mal auf der Liste. Und ein Hauch elitärer Orte wabert ins Bewusstsein. Anschauen.
Leon und Biarritz – das Monaco des Nordens bzw. des Atlantik, sagt man. Also steuern wir diese Orte an und parken fast im Atlantik. Alles bekommt uns gerade gut – außer Kälte und Regen. Und wir baden ein erstes Mal im Atlantik. Was wir noch nicht wissen, es wird fast das einzige Mal bleiben.

Biarritz war wie viele bekannte Orte früher ein kleines Fischerdörfchen. Im 19. Jahrhundert vom französischen Adel entdeckt und okkupiert. Heute liegt alles dicht beieinander: Moderne, Barock, Altstadt und Kommerz. Die allgegenwärtigen Kirchen dazwischen.

Bekannt ist dieses Kleinod auch durch ein hübsches Felsenriff, auf dem die Statue der Jungfrau Maria thront. Maria genießt hier schon ziemlich lange einen grandiosen Blick auf den Golf von Biskaya. Wir schauen ihr von Weitem zu und genießen eine Kleinigkeit am Strand. Ich denke, es gefällt ihr immer noch sehr gut, zumal täglich hunderte von Menschen ihr einen Gruß erweisen.

Es regnet auch an diesen Tagen, aber es ist mild. Wir erleben das aufreibende Meer mit meterhohen Wellen. Schön hier. Ich möchte schreiben, doch die Fahrt geht weiter – Richtung Bilbao. Die Kunst lockt uns in diese Stadt. Auch Santander steht auf der Liste.

Wir fahren durch eine stark touristisch geprägte Region, Ferienhäuser wie Perlenketten aneinander gereiht. Mal hübsch, mal fein, mondän oder klein. Alles ist dabei. Auf eine Kaffeepause lassen wir uns ein, um die Atmosphäre einzufangen.

30.12. Bilbao nehmen wir als moderne, attraktive und ansehnliche Stadt war. Ein leichter Fön verwöhnt uns. Ich fühle mich wohl. Das Guggenheim-Museum lohnt einen Besuch, es ist überschaubar, die Architektur des Museums spricht eine eigene Sprache. Auch Kinder haben absolut ihre Freude, da die Räume offen, bespielbar und frei erscheinen. Ich sehe keines der vielen Kinder gelangweilt oder überfordert. Das ist besonders. Genauso wie die Ausstellungen im Einzelnen. Außergewöhnlich, modern, ausgewählt, fragwürdig, divers und sehr international. Kurzweilig und nicht überladen. Da mag jemand Kunst und hat ein Gespür dafür. 

Wir erobern uns die belebten Straßen mit den vielen Cafés und Restaurants und dem typisch spanisch quirligen Flair. Einen Tag vor Silvester sind hier alle gut in Trinklaune. An jeder Ecke sitzen und stehen die Leute vor den Cafés mit gut gefüllten Weingläsern oder auch Bier. An jeder Ecke sitzen die Menschen beieinander, sind fröhlich. Trinken. M. möchte dabei sein, auch wenn er keinen Alkohol trinkt, so liebt er doch den spanischen Cortado. Und den gibt es hier auch überall. Ich teste hingegen schon einmal den für gut befundenen Wein. Lecker. Genauso wie das Essen. Die nette Bedienung kümmert sich ganz reizend um ihre Gäste.

Ich möchte gern einen weiteren Tag hier verbringen, doch wir entscheiden uns für’s Weiterfahren. Schade, auch Santander lassen wir aus und gehen nun aufs Volle – weiter Richtung Portugal. Der nächste Ort wird Burgos sein.

Hier in den Bergen ist es sehr schön, in den vielen kleinen Bars der kleinen Orten ein Kommen und Gehen. Es fühlt sich heimatlich an. Das Essen lecker, der Wirt hat sein Schaffen bis in die Nacht, um am Morgen schon wieder fit und geschäftig zu sein. Beeindruckend.

Morgens treffen sogleich die Jäger ein, die hier ihre Fundstücke zu Fleisch und Wurst veredelt anbieten. M. liebt regionale Produkte und kommt lachend fröhlich aus der Bar mit einem frisch gezapften Kaffee und leckeren Errungenschaften. Da wir beide davon überzeugt sind, dass der regionale Markt die Zukunft sein muss, kaufen wir fast ausschließlich regional und soweit möglich ökologisch. Auch wir wünschen uns dieses Kaufverhalten vor Ort in der Heimat. Nur ein Miteinander wird uns helfen, die kommenden Krisen zu meistern. Und in den Bergen gehört es dazu. Hier trifft man sich, tauscht sich aus, unterstützt sich und kauft voneinander. Nur dadurch können die Menschen hier leben. Industrie sucht man in der kargen Region vergebens. Das Wetter bleibt kühl und verhalten, die Impressionen großartig.

Es geht wieder los

Weihnachten 2022

Ein lang geplanter Start bzw. Traum wird wahr.
Seit Wochen steht die Frage im Raum: fahren wir noch los? Auch dieses Mal um Wochen verschoben, weil das Auto eine Menge Zuwendung braucht. Allerdings bin ich mir wirklich nicht sicher, ob das Auto oder der Schrauber mehr Zuwendung benötigt. Das Auto wartet schließlich auf uns, um einfach einzusteigen und loszufahren. Aber Schrauber und Auto sind sich da ziemlich einig und wenn der eine nicht will, will der andere auch nicht. Deshalb übe ich mich wie schon einmal 2019 in tiefer Demut. Nebenbei organisiere ich alles Wichtige hin und weg, je nachdem, was gerade bedeutend zu sein scheint.

Am ersten Weihnachtstag spielen wir dann Knecht Ruprecht: Holter die Polter geht es los. Davor gibt es noch ein gediegenes vegetarisches Menü in Familie. Und dann wird es höchste Zeit. Denn diese Zeit wartet tatsächlich auf nichts und niemanden. Sie läuft einfach beständig weiter. Unser Ziel heute: mindestens Frankreich. Kurz vor Gelsenkirchen tanken wir in Marl. Laut Internet und Mensch soll es in Belgien und Frankreich teurer sein. Niemand weiß, wie der Preis sich entwickelt. Also nehmen wir in Deutschland die volle Dosis. Der Spritpreis und das Portemonnaies ächzen.

Nebenbei melde ich mich per WA bei meiner Rohkostfamilie, die mir sehr am Herzen liegt. Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen. Und prompt kommt eine Antwort, wir halten für einen Abstecher und ein freudiges Wiedersehen im Ruhrpott an. Wir haben uns viel Gutes zu erzählen, spät ist es auch schon am zweiten Weihnachtstag, so fahren wir noch zwei, drei Stunden durch die Nacht, um irgendwo in Belgien anzukommen.

Am nächsten Tag gucken wir uns ein wenig um, genießen das kleine, feine Land. Ich mag an Belgien die reduzierte Bauweise und die fast immer gut gestalteten Gärten. Da schau ich mich beim Fahren satt, dass langsames Fahren und die Landschaft genießend. Entzerren, was in den letzten Wochen zu aufreibend und erschöpfend war.

Neben meiner Begeisterung für das Land muss ich das Müllproblem ansprechen, denn damit scheinen die Belgier sich ungern auseinander zu setzen. Schade, dass die Landschaft voll von Plastik und Abfall ist. Auch wenn in Europa niemand behaupten kann, dass der Müll nachhaltig entsorgt wird, muss er dennoch und vor allem nicht in der Landschaft landen.
Wir haben alle noch eine Menge zu tun, wenn wir gemeinsam diese schöne Welt erhalten wollen.

Es regnet seit Stunden. An einem Kriegerdenkmal mitten im Nirgendwo, in Maissin, halten wir kurz an. Es bewegt uns immer wieder, wenn wir in Frankreich oder Belgien sind, wie sehr sich unsere Vorfahren gegenseitig zerstört, unzählige Leben genommen und vernichtet haben. Früher nannte man es Krieg, heute werden andere Taktiken angewendet. Politik überlasse ich den besser denkenden Menschen, wohlwissend, dass sich alles wiederholt. Nur auf einem anderen Level.
Die Denkorte, nenne ich sie, geben mir immer das Gefühl, nicht richtig zu sein. Aber die Aufklärung der letzten Jahre hat glücklicherweise gezeigt, dass nicht die Menschen, sondern die Machthaber und Kriegstreiber verantwortlich sind und in die Pflicht gehören. Ein gutes Gefühl will sich trotzdem nicht einstellen. Denn wie viele Menschen sterben immer noch für genau diese machtbesessenen Entscheidungen.

M. schaut sich das Kriegerdenkmal an, ich bleibe bei dem Regen im Auto. Ich finde die Erinnerung sehr wichtig, aber die Darstellung ist mir zu einseitig. Selten aufklärend, meistens anklagend.
Doch nun kommt unserer Part: wir ziehen eine kleine Ölspur hinter uns her. Damit können wir nicht weiter fahren. Es regnet immer heftiger und unweit unseres Standplatzes befindet sich ein Hotel. M. muss die Auto-Situtaionen lösen, auch wenn er nur gebrochen englisch spricht. Nach einigem Hin und Her kommt er mit einem jungen Mann, Anthony, zurück. Anthony ist gut drauf, wir packen unsere Abschleppstange aus und hängen uns an seinen Touran. Langsam möge er fahren, hier in der kurvig-bergigen Region. Na, es ist ja gleich um die Ecke, meint er. Bei seinem Stiefvater gibt es eine Werkstatt, wo auch er schraubt und viele, viele Autoteile von VW rumliegen. Na, was für ein Zufall. M. ist trotz Bulli-Not glücklich.
Anstatt der fünf Minuten fahren wir bergauf und bergab an der Schleppstange verhaftet. Mit glühenden Bremsen und sich ständig lösender Stange. Zwischendurch müssen wir Anthony ausbremsen, ansonsten haben wir ein weiteres Problem.

Egal, gefühlt Stunden später erreichen wir irgendwann die Garage und werden schon von zwei weiteren Mitstreitern erwartet. Anthony meint: „Trinkt erst mal ein Bier, ich habe Zeit. Ich habe Urlaub.“ Ziemlich cool und bei dem Wetter freut es uns auch sehr. Aber M. muss erst einmal schrauben. Die Ölversorgungsleitung ist kaputt bzw. spröde, so dass sie beim Fahren auf den nächsten Kilometern komplett versagt hätte. In der Werkstatt gibt es genügend alte Teile, wir dürfen uns bedienen. Ein Ersatzteilspender ist schnell gefunden, abgeschraubt und auch nach einigen reinigenden Handgriffen am Bulli montiert. Hurra. Das Auto ist wieder gesund und freut sich auf die Weiterfahrt. Immerhin haben wir hier gute zwei Stunden verbracht.

Und so schnell kommen wir auch gar nicht wieder weg. Wir möchten uns bedanken, auch bezahlen, aber das wird kategorisch abgelehnt. Eine ganze Flasche Öl haben wir aufgetankt. Die gab es auch in der Garage – geschenkt. Also holen wir als Dankeschön unseren leckeren Saft und die wirklich hoch aromatischen, riesigen Äpfel aus dem Gepäck, die wir als Reiseproviant an Bord haben. Heimlich verschwinden der Stiefvater und auch der dritte im Bunde, dessen Namen und Verwandtschaft ich nicht errate. Alle sprechen französisch, außer Anthony. Wir hatten wirklich großes Glück, ihn zu treffen. Meine Visitenkarte bekommt er mit auf den Weg, weil er arbeitstechnisch auch mal in Hamburg unterwegs ist. Die beiden Männer kommen mit belgischen Trüffeln (Schokolade) aus eigener Produktion und einem leckeren Traubensaft aus der Region zurück. Den hebe ich uns für Silvester auf und freue mich jetzt schon darauf. Es wird ein sehr herzlicher Abschied. Und unsere Befindlichkeiten hinsichtlich der letzten zwei bestialischen Kriege lassen wir erst einmal hinter uns.

Was uns wundert, dass am 26.12. in Belgien viele Läden offen sind. Ich frage Anthony diesbezüglich und weiß nun, dass Weihnachten hier nur kurz zelebriert wird. In Belgien werden die Kinder schon am Nikolaus ausgiebig beschenkt und es wird groß gefeiert. Heute ist also ein ganz normaler Tag. Seltsam. Andere Länder, andere Sitten.

Wir müssen noch fahren ein ganzes Stück weiter fahren, auch wenn es kurz vor dunkel ist. Ziel wird Sézanne in Frankreich zum Übernachten sein. Ein kurzes Stelldichhin im Gewerbegebiet. Nicht alle Tage kann es das große Meer sein. Unser Ziel ist Portugal und dieses Mal mehr als nur 14 Tage.

Der Diesel ist hier in Belgien übrigens günstiger als in Deutschland und Frankreich. Aber unsere Tanks sind voll und reichen noch eine kleine Ewigkeit.

Wir fahren über Liegé/ Lüttich und Rochefort weiter Richtung Frankreich.

27.12. Wir starten etwas verspätet, weil alles noch im Chaos liegt, das Auto ist noch nicht sortiert, alles irgendwie eingepackt. Aber ohne guten Willen, weil es schnell gehen musste mit der Abfahrt. Als nächstes Nahziel steht Bordeaux auf der Liste. Den Ort findet niemand so richtig nett, aber er liegt auf der Strecke und ich möchte ihn gern besuchen. Doch nichts geht über einen guten, gepflegten Tee am Morgen.

Wir fahren durch die Champagne, das Bild bleibt dem belgischen ähnlich, weniger Müll, hübsche Gärten. Camille Claudel und Georg Sand begegnen wir unterwegs nur flüchtig, aber vorgemerkt sind beide. Die Landschaft ist weit, ausgeräumt und sehr landwirtschaftlich geprägt. Die vielen Kirchen in den Ortschaften fallen auf. Aber das mit der Kirche ist so eine Sache.

Die Straßen ziehen sich kilometerweit durchs Land. Wir versuchen wie immer auch kleinere Straßen zu nutzen, um etwas zu entdecken. Schließlich fahren wir nicht auf Geschwindigkeit. Ich wähle eine Route über Sezanne, Montargis und Vierzon, die erste größere Pause gönnen wir uns dann in Montmorillon. Vor allem, weil es mich an den Stein Montmorillonit erinnert.

Bei Camille um die Ecke wohnt das große Kernkraftwerk, es pustet wie wild dicke, fette Wolken in den Himmel. Einst als so saubere Energie betitelt, doch die Umwelt völlig aus den Fugen hebend. Denn bei all der Mühe werden hier Wassermassen verbraucht, die uns heute in der Landwirtschaft fehlen und über die nukleare Resteentwertung darf man ja nicht einmal leise nachdenken. Irgendwo wird Mensch diesen Müll lassen, vielleicht in Afrika? Betroffenheit meinerseits, die fetten Schornsteine hingegen stehen wie mahnende Denkmale in der Landschaft.

Montmorillon entpuppt sich als kleine Künstlerstadt, die gerade im Winterschlaf versunken ist. Hübsch anzuschauen und im Sommer sicher ein Ort, an dem man sich gern trifft. Wir erlaufen uns das nette Viertel und fahren weiter Richtung Bordeaux.