Zurück in Deutschland und was nun?

Wir genießen die BioFach in Nürnberg an den zwei letzten Tagen der Messe. Die BioFach ist eine der interessantesten und wichtigsten Messen der Biobranche überhaupt. Eine Weltleitmesse, die wirklich viele Produzenten und Händler zusammenbringt.

2020 besonders auffällig: ungewohnte Leere in den Hallen. Kaum Esprit unter den Leuten und obendrein auch wenig übliche Bioszene anzutreffen. Dafür viel zu viele Männer in Schlipps und Kragen. Bin ich auf einer Automesse, frage ich mich irritiert. Es stinkt förmlich nach Profit. Die Biobranche hat ihren Charme hier ganz offensichtlich aufgegeben. Jeder zweite Aussteller spielt und daddelt auf seinem Handy herum. Wer kann sich das bei diesen Preisen leisten? Enttäuscht fokussieren wir uns auf unser bisheriges Thema: Kleinproduzenten! Wir haben Termine, die wir auch wahrnehmen, mit echten Produzenten. Sie holen uns gottlob wieder in unsere Begeisterung zurück. Und mit ihnen erleben wir intensive und gute Gespräche.

Quelle bei Vorra in der Fränkischen Schweiz

Auf dem Rückweg lassen wir uns Zeit: Wasser, Landschaft und Berlin. Wir möchten entspannt zu Hause ankommen und so bummeln wir aus Nürnberg ganz gemütlich Richtung Norden – mit einigen Aufgaben an Bord, die wir unterwegs abzuarbeiten haben. Wasser brauchen wir auch jetzt noch und so fahren wir kurz durch die Fränkische Schweiz. Das Wasser sprudelt hier an vielen Ecken und zum Teil sogar aus der Erde. So oder ähnlich hatte ich es mir für die ganze Reise gewünscht…

Eine Gegend zum Wiederkommen

Nach einem Besuch in der Nähe von Leipzig fahren wir entspannt weiter durch die Heimat. Von Leipzig die Landstraßen Richtung Berlin. Das Wetter bleibt unangenehm, aber der Regen wird dünner. Das Grau des Winters hat uns wieder… am Himmel, an den Häusern und in der Landschaft.

Heimat

Drei Wochen später überrollt uns eine Welle, die wir wenig beeinflussen können und wollen. Doch aufgrund der anstehenden Arbeit bleibt nur ein großes Aufatmen.
Durch die Ausbreitung des Virus bzw. durch Maßnahmen der Regierungen verfängt sich die Situation auf dem Hof in eine machbare Dimension. Völlig entspannt arbeite ich mich durch den Garten, die Kräuter und alle anfallenden Arbeiten, die ich mir zum Teil gar nicht hätte leisten können. Aus Zeitnöten.

Als ersten Akt erledigen wir zu viert das Fällen von Bäumen. Die vor über 30 Jahren gepflanzten Fichten, die zu groß geworden sind, müssen weg. Dabei stand für mich Ende Februar nur eine Aufgabe ganz oben: Weiden auf den Kopf setzen. Brenn, Bau- und Flechtholz. Inzwischen sind wir fast drei Wochen mit den Aufräumarbeiten nach Feierabend beschäftigt. Die Arbeiten dauern noch Wochen an.


Auf meinem Selbstversorgerhof wird alles verwertet. Selbst das anfallende Fichtengrün bekommt seinen Platz im definierten Kreislauf. Da der Schutz zur Straße durch den enormen Eingriff komplett wegfällt, nutze ich das viele Reisig, um eine Benjeshecke aufzubauen. Davon profitieren alle: das Mikroklima der angrenzenden Obstwiese, die Vögel, die gerade jetzt in Hochform ihres Nestbaus sind, und auch ich, weil das Obst viel mehr Luft und Licht bekommt und vom Blühen bis zum Fruchten aufatmen wird.

Trautes Heim im Weidenhorst

Und dann erwischt uns neben Corona auch noch die verspätete Winterkälte, die immer zuschlägt, wenn Winter zu mild ausfallen. Die Vegetation ist zum Glück noch am Schlummern, auch wenn alles in den Startlöchern steht.

Doch Corona hat eine übergreifende Dimension. Auf dem Hof merken wir noch wenig davon, nur die Saison wird ausbleiben. Erst in dem Moment, wo wir als selbständige Unternehmen aufhören Geld zu verdienen, kommt das Desaster auch bei jedem von uns direkt an. Eine gute Versorgung mit essentiellen Lebensmitteln bleibt uns und so arbeiten wir uns weiter durch alle anstehenden Arbeiten des Frühjahrs. Ich habe den Hof so aufgebaut, dass ich jederzeit davon satt werden kann. Selbstversorgung eben.

Fast startklar für die Saison.
Kräutertöpfe fit und fertig,
Schneeblüte im Apfelbäumchen …
… und echte Prinzen im Garten!

Zu guter Letzt: erinnern wir uns mit vielen guten Anekdoten, Bildern und Geschichten an unsere außergewöhnliche Reise. Klar würden am liebsten gleich wieder auf die Piste. Wir haben noch soviel zu entdecken und schreiben schon den nächsten Reiseplan in Gedanken. Wohin es gehen wird, bedarf noch einer beiderseitigen Einigung. Ich bin für Portugal, vielleicht dieses Mal mit einem längeren Abstecher nach Nordafrika als machbaren Kmpormiss und mit Reisepässen im Gepäck. Die Biofach hat uns schöne Kontakte in Tunesien und Marokko eröffnet. Kleine Farmen mit begeisterten Menschen. Ein schöner Grund, dort anzukommen. Portugal, weil wir dort noch eine Menge zu entecken haben. Und es liegt fast auf dem Weg…
Doch erst einmal haben wir eine Saison vor uns, die wir trotz Corona und Krisenmanagement mit viel Elan und Ideen umsetzen möchten. Das Ziel ist auch in diesem Jahr Menschen zu begeistern für ein gutes und liebenswertes Dasein auf diesem blauen und schönen Planeten. Grün und gesund!

— und wer weiß, wie der nächste Humboldt aussehen wird ((-:

Ein Kommentar zu „Zurück in Deutschland und was nun?

  1. …….nein liebe Kristin, die weltbeste Messe ist die jährliche
    Slowfood-Messe in Turin, Kleinbauern/Lebensmittelerzeuger aus aller Welt!!!!
    Doro

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